Zum ersten Mal ist Irlbach im Breviarius Urolfi bezeugt. Im Breviarius Urolfi ließ Abt Urolf (788 – 815) den gesamten Besitz des Klosters Niederaltaich aufzeichnen, um den Besitzstand des Klosters zu sichern. nachdem Karl der Große den Bayernherzog Tassilo 111. im Jahre 788 abgesetzt hatte, um Bayern dem Frankenreich einzuverleiben. Das Original dieser Bestätigungsurkunde ist nicht erhalten. Es existieren zwei Abschriften:
Die ältere Abschrift (KU Niederaltaich 1) wurde im 12. Jahrhundert aufgezeichnet. Die jüngere mit der Signatur KL Niederaltaich 39 entstand unter Abt Hermann im Jahre 1254. In beiden Abschriften des Breviarius Urolfi fehlt am Schluss das Ausstellungsdatum. Dieses kann jedoch erschlossen werden: Nach der Absetzung Herzog Tassilos 111. im Jahre 788 ließen sich nämlich auch andere bayerische Klöster ihren Besitz durch Karl den Großen bestätigen. Fest steht, dass dem Kloster Kremsmünster der Klosterbesitz am3. Januar 791 von Karl dem Großen bestätigt wurde (Stift Kremsmünster, Codex B). Daraus kann gefolgert werden, daß auch die Bestätigungsurkunde von Niederaltaich, der Breviarius Urolfi, um 790 aufgezeichnet wurde.
Die Urkunde ist wie alle Urkunden der damaligen Zeit lateinisch geschrieben. Die Irlbach betreffende Stelle im Breviarius Urolfi lautet: „In villa Elirespach dedit Otilo illam capellam cum mansos VII et de ipsa villa Elirespach dedit Paldo per Comeatum Otilonis tertiam partem. Et postea per licentiam Tassilonis tradiderunt Einhardus et Sigipaldus illas duas partes.“
Übersetzung:
Im Dorf Irlbach gab Odilo jene Kapelle mit 7 Huben und vom Dorf Irlbach selbst gab Paldo mit Erlaubnis des Odilo den dritten Teil und später übergaben mit Erlaubnis Tassilos Einhard und Sigipald jene anderen zwei Drittel.
Der Breviarius Urolfi weist darauf hin, dass ganz Irlbach innerhalb von zwei Generationen in den Besitz des Klosters Niederaltaich kam.
Zunächst war Irlbach als Teil des römischen Staatslandes, das die beiden archäologisch nachweisbaren römischen Gutshöfe bezeugen, dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger zugefallen.
Der Agilolfinger-Herzog Odilo (Herrschaftszeit 736/37-748) gründete im Jahre 741 das Kloster Niederaltaich, das er mit 12 Mönchen aus dem Kloster Reichenau (Bodensee) besetzen ließ, und schenkte dem Kloster unter anderen Gütern die Kapelle in Irlbach mit sieben dazugehörigen Huben.
Diese Kapelle – die erste Kirche von Irlbach – war eine Eigenkirche des Herzogs Odilo, d. h., der Herzog hatte sie aus eigenen Mitteln erbaut und konnte daher auch über sie frei verfügen. Die Lage der zur Kapelle gehörenden sieben Huben ist nicht überliefert. Eine Hube umfasste zur Zeit der Schenkung 30 Morgen (1 Morgen = 3/4 Tagwerk) sowie alle Rechte an der Allmende (Weide, Wald, Wasser).
Zugleich mit dieser Schenkung übergab auch der adelige Paldo, der alle Huben des Dorfes Irlbach von Herzog Odilo zu Lehen hatte, ein Drittel der Ortschaft Irlbach mit der Zustimmung von Herzog Odilo an das Kloster Niederaltaich.
Herzog Odilo hatte 736137 die Nachfolge des Herzogs Hugbert angetreten. Verheiratet war Odilo mit Hiltrud, die diese Ehe gegen den Willen ihrer beiden Brüder, der fränkischen Hausmeier Pippin und Karlmann, eingegangen war.
Bald kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Odilo und seinen beiden Schwagern. 744 musste Odilo die fränkische Oberhoheit anerkennen.
Nach dem Tode des Herzogs Odilo im Jahre 748 wurde sein siebenjähriger Sohn Tassilo vom Hausmeier Pippin (König ab 751 ) zum Herzog eingesetzt. Die Vormundschaft über Tassilo führte zunächst seine Mutter Hiltrud, nach ihrem Tod 754 dann König Pippin selbst. Ein Jahr später, 755, wurde Tassilo wehrhaft gemacht und regierte nun allein.
Die zwei restlichen Drittel des Dorfes Irlbach übergaben Einhard und Sigipald, höchstwahrscheinlich die beiden Söhne des Paldo, mit der Erlaubnis Tassilos eine Generation nach der ersten Schenkung dem Kloster Niederaltaich. Doch nicht allzu lange konnte sich das Kloster Niederaltaich über den Besitz von Irlbach freuen. Von 907 bis 937 war Arnulf, von der Kirche der Böse genannt, Herzog in Bayern. Er zog zahlreiche Güter der Klöster ein und gab sie seinen Vertrauten als Lehen. Er finanzierte damit den Krieg gegen die einfallenden Ungarn. Schon damals könnten auch die Huben von Irlbach dem Kloster Niederaltaich verlorengegangen sein.
Die Ministerialen und Hofmarksherren zu Irlbach
Nach M. Piendl(3) war in Irlbach ein Ministerialensitz der Grafen von Bogen. Diese Ministerialen nannten sich Erlbacher(4). Sie waren unterste Verwaltungsbeamte der Grafen von Bogen. Der Ministeriale hatte für die Verwaltung, für den Schutz und die Sicherheit des Dorfes zu sorgen. Außerdem stand er dem Graf stets als Reiter zur Verfügung. Als Lohn für seinen Dienst erhielt der Ministeriale einen oder mehrere große Bauernhöfe des Grafen zu Lehen. Ministerialen kamen mit der Zeit zu Reichtum und Ansehen und stiegen im Hochmittelalter in der Regel zum Ritterstand auf. Die spätmittelalterlichen Hofmarken, wie z. B. die Hofmark Irlbach, haben ihre Wurzeln in der Herrschaft der Ministerialen. Das Ministerialengeschlecht der Erlbacher ist im 12. und 13. Jahrhundert in Irlbach nachweisbar. Es wird die erste Burganlage dort errichtet haben, denn die ältesten Bauten der heutigen Schlossanlage, der Bergfried und der Torturm, reichen in diese Zeit des gotischen Baustils zurück. Von den Erlbacher Ministerialen ist bekannt, dass auch sie dem Kloster Niederaltaich gewaltsam Besitz wegnahmen und sich persönlich aneigneten. Entweder, wie erwähnt, durch Herzog Arnulf den Bösen oder durch diese Ministerialen wird wohl das Kloster Niederaltaich fast seinen ganzen Besitz in Irlbach verloren haben, da das Kloster nach der Konskription von 1752 nur mehr einen einzigen 1/2 Hof in Irlbach besaß.
Schloss Irlbach
Das Schloss liegt nördlich des Dorfes Irlbach in der Talsenke des Ödbaches. Die dreigeschossige Anlage gruppiert sich um einen kleinen Innenhof. Den Zugang zum Hof vermittelt an der Südseite ein Torturm, die Westseite nimmt ein Wohnbau mit dem Kapellenturm ein, mit dem Torturm durch einen schmalen Zwischenbau verbunden. Die Ostseite des Hofes schließt ein neuerer Wohnbau, der nach Süden über den Baublock heraustritt. Er umschließt den mittelalterlichen Bergfried gegen das Nordende zu. An der Nordostecke springt fast isoliert der polygene Bibliotheksturm vor.
Der Bergfried erhielt im 18. Jahrhundert statt des Zeltdaches einen Zwiebelhelm, der bei der Umgestaltung im 19. Jahrhundert wieder abgetragen wurde. Das Schloss wurde nämlich durch die neuen Besitzer, die Grafen von Bray, beträchtlich erweitert. Sie schlossen den Hof durch neue Flügelbauten, fügten an der Nordostecke den polygenen Bibliothekbau an und gaben den Außenfassaden durch stuckierte Fensterumrahmungen die jetzige Form. Die Innenräume wurden damals im Geschmack des späten Klassizismus ausgestattet. In der Mitte des Jahrhunderts wurden die barocken Turmhelme entfernt und im neugotischen Geschmack auf die jetzige Form gebracht. Aus dieser Zeit stammt auch die Erhöhung des Ostflügels. der in seiner äußeren Ausstattung dem Westflügel angepasst wurde.
Seit der Heirat der Gräfin Anna von Bray-Steinburg mit dem Freiherrn Adalbert von Poschinger im Jahr 1941 ist das Schloss im Besitz der Familie von Poschinger-Bray.